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Handelskrieg Mai 2019

16. Mai 2019

Handelskrieg belastet Börsen. Aktienuntergewicht beibehalten.

Der Handelskrieg hat sich markant zugespitzt. Wir empfehlen in Aktien untergewichtet zu bleiben.

 

Finanzmärkte bezüglich Handelsabkommen auf kaltem Fuss erwischt

Der Welthandel hatte in den letzten Quartalen bereits spürbar an Dynamik verloren. Insbesondere die Exportnationen und die verarbeitende Industrie litten. Im Januar schrumpfte der Welthandel gegenüber dem Vorjahr um rund 8%. Die Wahrscheinlichkeit eines Handelsabkommens wurde von China und den USA „hochgeredet“, die Finanzmärkte glaubten es. Deshalb blieben die Finanzmärkte trotz sich verschlechternder Datenlage optimistisch, diverse Aktienindizes, u.a. der NASDAQ erreichten Allzeithöchststände.

 

Handelskonflikt zwischen USA und China spitzte sich zu

Entgegen den Erwartungen der Finanzmärkte gelang letzte Woche kein „grossartiges Abkommen“. Gemäss Aussagen des US-Präsidenten wollte China nachverhandeln und bereits Zugesagtes rückgängig machen. Als Reaktion hierauf erhöhten die USA die Zölle auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar von bisher 10 auf neu 25%.

 

US-Administration droht mit weiteren Zollerhöhungen

Der US-Handelsbeauftragte Lighthizer wurde damit beauftragt, Zölle in Höhe von 25% auf weitere Waren im Wert von rund 330 Milliarden US-Dollar vorzubereiten. Würden diese eingeführt werden, unterlägen praktisch alle chinesischen Importe in die USA einer Einfuhrsteuer.

 

Chinesische Reaktion fällt bisher gemässigt aus…

China hat angekündigt, die Zölle auf US-Importe im Wert von rund 60 Mrd. US-Dollar auf bis zu 25% zu erhöhen. Diese Zollerhöhungen sollen jedoch erst ab dem 01. Juni in Kraft treten. Damit fiel die chinesische Reaktion bisher recht gemässigt aus.

 

…weil

Zunächst einmal hat China sich verbal im Vergleich zu den USA stark zurück gehalten. Vermutlich möchte China der Weltöffentlichkeit die USA als Täter präsentieren. China hat bisher keine erneute Anhebung der Zölle auf US-Autoimporte angedeutet. Diese wurden im Dezember nach einem freundschaftlichen Treffen zwischen Präsident Trump und Xi Jinping gesenkt. China hat bisher davon abgesehen, die Käufe von US-Agrarprodukten völlig einzustellen. Ebenso sah China davon ab, strategisch wichtige Exporte, auf die die USA angewiesen sind (z.B. seltene Erden), zu beschränken. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Vergeltungsmassnahmen Chinas so zurückhaltend ausfielen.

 

Weitere Gespräche beim G20-Treffen in Japan geplant

Anlass zur Hoffnung besteht ebenfalls, dass die Gespräche zwischen den USA und China beim G20-Treffen in Japan Entspannung in den Handelskrieg bringen.

 

Prognose der verbalen Feinsteuerung des US-Präsidenten durch Finanzmärkte möglich

Die US-Aktienmärkte verzeichneten am Montag die seit Jahresanfang grössten Kurseinbrüche. Der S&P500 brach um 2.41% ein (NASDAQ: -3.41%), der MSCI China Index sank um fast 4%.

Aufgrund der ausgeprägten Kursrückgänge der US-Börsen konnte folgende Prognose erstellt werden: die nächsten Äusserungen des US-Präsidenten werden versöhnlicher ausfallen. Der verbale Teil des Handelskrieges ist somit eine Funktion der Entwicklung der US-Aktienmärkte. Je stärker sich diese erholen, desto aggressiver werden die nächsten Verbalattacken ausfallen.

Sollten die US-Börsen weiter abschmieren, könnten sich die nächsten Tweets des US-Präsidenten eher einem zärtlichen Katzenschnurren nähern. Würde sich hingegen die Hausse beschleunigen und ein Meltup „drohen“ (ein eher unwahrscheinliches Szenario), würden die Verbalattacken deutlich aggressiver werden und hätten wohl eher wenige Ähnlichkeiten mit „lieblichem Katzenschnurren“…

 

Wie weiter?

Investoren haben die im Vergleich zur Prognose zukünftiger Präsidenten-Tweets ungleich schwierigere Aufgabe die reale Wirtschaft und die Finanzmärkte einschätzen zu müssen.

 

Einigung im Handelsstreit schwierig

Eine weitgehende Einigung, ein „grosser Deal“, erscheint uns schwierig zu sein. Wir haben den Eindruck, dass China darauf bestehen wird, dass der Vertragstext „ausgewogen“ ist und für Staatschef Xi Jinping „gesichtswahrend“ ausfallen muss. Die kommunistische Partei wird es sich nicht leisten wollen, von der Weltöffentlichkeit und der eigenen Bevölkerung aus dem Handelskrieg als vermeintlicher Verlierer angesehen zu werden. Somit liegen die Hürden von chinesischer Seite aus hoch, insbesondere was die von US-Seite geforderten Gesetzesänderugen betrifft. Xi Jingping dürfte darauf bestehen, dass die chinesischen Gesetze von Chinesen und nicht vom Weissen Haus gemacht werden, wie berechtigt die von Washington geforderten Gesetzesänderungen aus Sicht des notwendigen Schutzes geistigen Eigentums auch sein mögen.

 

US-Präsident Trump versucht durch harte China-Politik im Wahlkampf zu punkten

Die Administration Trump und Trump-Stammwähler scheinen immer noch Gefallen an harten Verhandlungen mit China zu finden. Sollten die (Wieder)Wahlstrategen dem Präsidenten anraten, weiterhin auf dieses Wahlkampfthema zu setzen, weil es bei der Wählerschaft gut ankommt, wird Donald Trump auch in Zukunft den harten Dealmaker im Interesse von „America first“ spielen. Somit wird der Welthandel auch in Zukunft eine Spielwiese des US-Präsidentenwahlkampfes bleiben, mindestens bis zur Wahl jedenfalls.

 

Autoimportzölle im Fokus

Dies führt zum nächsten Thema: der US-Handelskrieg dürfte nicht auf China beschränkt bleiben. Die USA planen eine Erhöhung der Zölle für Autoimporte aus der EU, was insbesondere die deutsche Wirtschaft hart treffen könnte. Die EU-Kommission arbeitet bereits an „Vergeltungsmassnahmen“.

 

Big Picture: Rivalität zwischen den USA und China aufgrund Kampfes um „Weltmachtstatus“ auf Jahrzehnte hinaus

Anleger sollten nicht das grosse Bild aus den Augen verlieren. Wie an dieser Stelle mehrmals betont, wird der Kampf der USA und Chinas um den „Weltmachtstatus Nummer 1“ auf Jahrzehnte hinaus die Welt prägen. Deshalb sollten Investoren immer auch die militärischen Nachrichten, wie beispielsweise die „Freedom of Navigation“ Operationen rund um Taiwan beobachten.

 

Zeitpunkt für Handelskrieg aus US-Sicht günstig

Ein letzter Gedanke: Die USA stehen derzeit konjunkturell hervorragend dar (tiefste Arbeitslosenquote seit fast 50 Jahren!), insbesondere im Vergleich zu China. Der Zeitpunkt für einen „Handelsangriff“ ist somit aus US-Sicht sehr günstig. Wenn nicht jetzt, wann dann?

 

Die einfachste Prognose ist…

Dass die Volatilität erhöht bleiben dürfte. Die Volatilität der Volatilität wird ebenfalls überdurchschnittlich hoch bleiben.

 

Aktienuntergewicht beibehalten

Wir behalten unsere vorsichtige Haltung bei und halten aktuell eine leicht untergewichtete Aktienquote. Wir raten dazu, insbesondere die asiatischen Märkte und die Schwellenländer unterzugewichten, sowie Qualitätsaktien überzugewichten. Der sich zuspitzende Handelskrieg ist nur ein Grund für unsere vorsichtige Haltung. Auch die hohen Bewertungen und das Metusalemalter des Wirtschafts- und Börsenaufschwungs mahnen zur Vorsicht.

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Diese Informationen und Ansichten begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können.

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