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EZB: Geld- versus Geopolitik, zwischen Hammer und Ambos

14. März 2022

Die mit Spannung erwartete Sitzung der europäischen Zentralbank (EZB) hat stattgefunden. Die Leitzinsen blieben unverändert. Das Anleihekaufprogramm soll bis zum dritten Quartal schneller als bisher erwartet reduziert werden. Die EZB distanziert sich von künftig tieferen Zinsen. Eine Zinserhöhung wird jedoch vorerst nicht ins Auge gefasst.

Die EZB ist die erste wichtige Notenbank, die nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine ihre Sitzung abhält. Sie wurde deshalb mit Spannung erwartet.

Kernaussagen zur Geldpolitik aus der EZB-Sitzung vom 10.03.2022

  • Die EZB ist die erste wichtige Notenbank, die nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine ihre Sitzung abhält. Sie wurde deshalb mit Spannung erwartet.
  • Die Zinsen bleiben unverändert: Einlagesatz -0.5% und Refinanzierungssatz 0.0%.
  • Das Anleihekaufprogramm (APP) soll bis ins dritte Quartal in € 10 Mrd.-Schritten reduziert werden (April € 40 Mrd., Mai € 30 Mrd., Juni € 20 Mrd.) und im danach datenabhängig angepasst werden.
  • Von der Aussage einer anschliessend baldigen Zinserhöhung nach der Beendigung des Programms wird Abstand genommen. Der Markt erwartet frühestens für Juli einen ersten Zinsschritt.
  • Das Pandemie-Paket PEPP läuft per Ende März aus, kann bei Bedarf aber wieder aufgenommen werden.
  • Die Repo-Fazilität (EUREP) im Zusammenhang mit der COVID-19-Krise zugunsten von Zentralbanken ausserhalb des Euroraumes bleibt bis Januar 2023 bestehen.

Aussagen zur geopolitischen Lage und deren Auswirkungen auf die Geldpolitik der EZB

Die Invasion der russischen Truppen in der Ukraine stellt einen Wendepunkt für Europa dar. Die Friedensprämie fällt weg und die Inflation erfährt einen zusätzlichen Schub. Zinsschritte werden allerdings nur graduell erfolgen und erst einige Zeit nach der Beendigung der Anleihekäufe einsetzen. Für die Ukraine wird ausreichend Liquidität bereitgestellt.

Das APP wird bis zum dritten Quartal schrittweise reduziert. Auslaufende Anlagen werden voraussichtlich bis Ende 2024 vollständig reinvestiert. Die Bilanzsumme der EZB wird also ab dem dritten Quartal nicht mehr wachsen – aber auch nicht schrumpfen.

Die dritte Serie der günstigen Kreditbedingungen an Banken (TLTRO III) soll im Juni 2022 enden und den Umbau der geldpolitischen Massnahmen nicht beeinträchtigen. Die Massnahmen haben 2014 begonnen und ermöglichten es Banken günstige Kredite bei der EZB aufzunehmen.

Der EZB-Rat bekräftig, alle erforderlichen Massnahmen zu ergreifen, um das mittelfristige Inflationsziel bei 2% zu stabilisieren.

Diese Formulierung und die heute ergriffenen Massnahmen wirken bei einer Inflation für die Eurozone von aktuell über 5% und einer deutlich erhöhten Inflationsprognose auf 5.1% für 2022 eher zynisch.

Reaktion der Finanzmärkte

Die europäischen Aktienmärkte nehmen die Aussagen von Frau Lagarde relativ gelassen auf. Die für die Aktienmärkte kurzfristig bedeutenderen Entscheide werden aber zwischen den beiden Kriegsparteien getroffen. Das rasche Ende der Gespräche zwischen den beiden Aussenministern Laworw und Kuleba in Antalya letzte Woche dämpften die Hoffnung auf eine rasche Annährung und belasteten die Märkte.

Allerdings haben die Zinsmärkte heftig auf die Nachrichten der EZB reagiert. Die Zinsen auf 10-jährigen Staatsanleihen für Deutschland sind um rund 10 Basispunkte und jene für Italien, Griechenland und Spanien um 20 r15 und 10 Basispunkte gestiegen. Der Preis auf dem 10- jährigen deutschen Bund gab um rund 1% nach – die 10- jährigen italienische Buoni um 2%.

Erwartungen für die FED Sitzung vom 16.03.2022

Von der US-Notenbank FED wird diese Woche weit mehr erwartet als von der EZB. Das Anleihekaufprogramm dürfte beendet werden und ein erster zaghafter Zinsschritt wird erwartet. Die Inflation liegt heute mit rund 7.9% zwar höher als in Europa, aber der künftige Druck dürfte aufgrund der räumlichen Distanz zum Krisenherd weniger stark ausfallen als in Europa.

Die Fed-Fund-Futures, welche die Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer widerspiegeln, implizieren einen ersten Zinsschritt um 25 Basispunkte im März gefolgt von weiteren Zinserhöhungen im Umfang von 1.75% (auf 2%) bis Ende Jahr. Stand heute befinden sich die Zinsen auf 10-jährigen US-Staatsanleihen auf diesem Niveau.

Es darf erwartet werden, dass die FED liefert, was der Markt erwartet und die Märkte relativ unspektakulär darauf reagieren werden. Unberechenbar sind die Veränderungen im «Wording» der FED.

Anleihen weiter untergewichtet

Wir bleiben deshalb in der Anleihequote untergewichtet. Kurzfristig dürfte der Druck auf die Renditen aufgrund der Inflationsentwicklung weiter anhalten. Sollten die Kreditaufschläge auf qualitativ hochwertigen Unternehmensanleihen (Investment Grade) weiter ansteigen, könnten sich hier aber bald Kaufgelegenheiten eröffnen.


Kontakt: Christoph Sieger, Portfolio Manager
Telefon: +41 58 680 60 56


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