6. August 2019
FED reduziert Leitzinsen um 0.25 Prozentpunkte. Handelsstreit USA/China erreicht neue Eskalationsstufe.
Die letzte Woche brachte viel Neues, jedoch wenig Erfreuliches. Die FED reduzierte den Leitzins um 0.25%, erfüllte jedoch die Erwartungen der Marktteilnehmer nicht. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter.
Leitzinssenkung der FED um 0.25%
Wie erwartet hat die US Notenbank die Leitzinsen am Mittwoch um 0.25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 2 bis 2.25% gesenkt. Die Drosselung des Anleiheprogramms wird bereits im August beendet, zwei Monate früher als bisher kommuniziert. Der Entscheid, die Leitzinsen zu senken, erfolgte nicht einstimmig. Zwei Mitglieder des Komitees stimmten für einen Verbleib der Zinsen auf dem vorherigen Niveau.
Die Finanzmärkte reagierten auf den Entscheid zunächst gelassen. Die Zinssenkung sei eine «Versicherung gegen globale Abwärtsrisiken» begründete Notenbankpräsident Powell den Entscheid während der Pressekonferenz. Währenddessen kamen die Aktienmärkte zunehmend unter Druck. Die Aussage, dass es sich bei diesem Zinsschritt um eine Politikänderung in der Mitte eines Zyklus handle und dies nicht der Beginn einer lange anhaltenden Zinssenkungsperiode ist, wurde von den Märkten nicht gut aufgenommen. Der Dow Jones verlor zweitweise über 400 Punkte, konnte sich aber gegen Handelsschluss wieder fangen. Nicht überraschend gab es Kritik von Präsident Trump. Powell liesse die US Wirtschaft im Stich, hiess es in seinem Tweet kurz nach der Pressekonferenz. Die Reaktion der Märkte zeigt aber, dass Donald Trump nicht der Einzige war, welcher weitgehendere Massnahmen erwartet hatte.
Re-Eskalation im Handelskrieg
A propos Präsident Trump – nachdem in den Gesprächen zwischen der amerikanischen und chinesischen Delegation keine Fortschritte erzielt wurden, kündigte dieser an, ab dem 1. September weitere Waren im Wert von 300 Milliarden US Dollar mit Zöllen in der Höhe von 10% zu belegen. Dies unter anderem weil China nicht wie versprochen mehr Agrarerzeugnisse aus den USA importiert habe. Die bisherigen Strafzölle von 25% auf Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar bleiben ebenfalls bestehen. Die meisten Unternehmen sollten den Zoll von 10% verkraften können. Jedoch besteht jederzeit das Risiko, dass dieser Satz weiter auf 25% erhöht werden könnte. Bereits jetzt belastet der Handelskonflikt die Unternehmensinvestitionen. In einem Tweet bestätigte Donald Trump, dass er sich auf weitere Gespräche mit China freut und sich sicher ist, dass es zu einem «grossartigen» Handelsabkommen für beide Seiten kommt. So richtig scheinen ihm zumindest die Investoren dies aktuell nicht zu glauben.
Der Dow Jones verlor auf diese Ankündigung nochmals 500 Punkte und liegt aktuell etwa 4% unter dem Höchststand dieses Jahres. Noch markanter war die Reaktion an den Bondmärkten. Die Rendite des 10jährigen US Treasury fiel von rund 2% auf noch 1.75%. Seit dem FED Meeting einen Tag zuvor kam es zu einer markanten Anpassung der Erwartungen für weitere Zinssenkungen. Für das FED-Meeting im September erwarten rund 70% der Ökonomen eine Reduktion des Leitzinses um 0.25 Prozentpunkte (Quelle: Bloomberg). Präsident Trump hat es somit geschafft, den Druck auf die FED über den Spielball «Handelskrieg» wieder deutlich zu erhöhen.
US Arbeitsmarkt weiter solid
Der amerikanische Arbeitsmarkt zeigt sich mit einer Arbeitslosenquote von 3.7% weiter solid. Im Juli stieg die Zahl der Beschäftigten (ausserhalb der Landwirtschaft) im Vergleich zum Vormonat um 164’000. Die Vormonatszahl wurde jedoch leicht nach unten revidiert. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen auf Jahresbasis um 3.2%, was ein Hinweis auf eine leicht steigende Inflation ist.
Fokus auf Makrozahlen und Unternehmensresultate
Kurzfristig dürfte sich der Fokus jetzt wieder auf die Wirtschaftszahlen sowie die Unternehmensergebnisse richten. Nachdem diese Woche erneut enttäuschende Wachstumszahlen veröffentlicht wurden (BIP Frankreich und Schweden, Industrie in Japan), werden wir bereits nächste Woche, erfahren wie es um die Konjunktur in weiteren europäischen Ländern steht. Die Einkaufsmanagerindices für Dienstleistungen sollten sich weiter im expansiven Bereich, sprich über 50 Punkte, halten können.
Technisch sind die Aktienmärkte aber «angeschlagen». Der DAX handelt aktuell unter seinem 100-Tagesdurchschnitt. Die nächste Unterstützung liegt im Bereich von 11’640 Punkten. In den USA sieht das Bild etwas besser aus, jedoch wurde auch hier die Unterstützung im Bereich von 2’970 im S&P 500 durchbrochen. Im Bereich von 2’870 Punkten könnte der Markt einen Boden finden. Ansonsten würde die Tür für weitere Abgaben geöffnet. Auch «saisonal» ist Vorsicht geboten. Rein statistisch zählt der August zu den schwächsten Monaten im Jahr.
Bereits vor einigen Wochen haben wir begonnen, Gewinne in den Aktien mitzunehmen und sind aktuell in der Quote leicht untergewichtet. Kurzfristig halten wir an unserer Empfehlung fest. Sollten sich die Aktienmärkte aber weiter abwerten, dürften sich schon bald taktische Kaufgelegenheiten eröffnen.
Kontakt: Nicolas Peter, Leiter Investments
Telefon: +41 58 680 60 42
Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Diese Informationen und Ansichten begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können.
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