Aquila Flash.

Aquila Flash Teil 1 – Zentralbank Kryptowährungen

6. Juli 2021

Zentralbank Kryptowährungen: wieso, weshalb, warum, wer nicht frägt bleibt…

 

Der Staat und Politiker haben ein starkes Interesse, dass sie das lukrative Geldschöpfungsmonopol nicht verlieren. Spontan entstandene Kryptowährungen bedrohen das Monopolgeld der Zentralbanken. Somit kann man Bitcoin & Co. als «Feinde des Staates, und der Zentralbanken» betrachten.

 

Wieso befassen sich Politiker mit Kryptowährungen?

Der Staat beziehungswiese die Zentralbank und Politiker haben ein enorm starkes Interesse daran, die Hoheit über die Geldmenge nicht zu verlieren. Durch nicht-staatlich geschaffene Kryptowährungen (z.B. Bitcoin) droht der Verlust der Kontrolle über «das liebe Geld» und damit das Machtinstrument Nummer 1, denn «Geld regiert die…».

 

Weshalb ist Geldschöpfung so lukrativ?

Wer die Schaffung von Geld kontrolliert und die Erstverteilung neu geschaffenen Geldes vornehmen kann, hat die Macht:

  1. Vermögen umzuverteilen.
  2. Wirtschaftseinheiten nach Gutdünken (publikumswirksam) zu retten oder in die Insolvenz zu schicken («die Feinde, Gegner…»).
  3. Vermögen und Einkommen des privaten Sektors durch eine Inflationssteuer in die Hände des Staates zu überführen.
  4. Politikern das Verteilen von Wahlgeschenken ohne Kreditaufnahme zu ermöglichen.
  5. Aufgrund von Punkt 4 und der Konjunktursteuerung hat die Zentralbank einen grossen Einfluss auf den Ausgang von Wahlen.
  6. «Seigniorage Gewinne», das heisst Gewinne durch Geldschöpfung zu erzielen.
  7. eine schnelle, durch die Notenbank finanzierte militärische Aufrüstung durchzuführen, was viel einfacher ist, als eine Aufrüstung durch (unbeliebte) Steuererhöhungen zu finanzieren.
  8. eine jahrzehntelange Durchführung einer Repressionspolitik, bei der Sparer nicht den Zins erhalten, den sie «verdient haben» und Kreditnehmer (vor allem der Staat) nicht den Zins zahlen müssen, den sie eigentlich unter Marktbedingungen zahlen müssten.
  9. Vermögenspreisen zu beeinflussen (in der Regel «nach oben», theoretisch auch «nach unten»).

Diese Liste liesse sich noch lange fortsetzen.

 

Was sind «Seigniorage-Gewinne»?

«Seigniorage-Gewinne» sind durch Geldschöpfung erzielte Gewinne einer Notenbank. Eine einfache Illustration: Die Zentralbank hat geringe Kosten um Geld zu schaffen. Dazu gehören zum Beispiel Druckkosten, um Papiergeld zu erstellen oder es entstehen gar keine Kosten im Falle von elektronisch geschaffenem Geld. Mit diesem Geld, welches die Zentralbank produziert, kauft sie Aktive, welche einen Ertrag abwerfen (zum Beispiel Anleihen, Aktien, Immobilien usw.). Benutzer von Bargeld halten das Geld ohne einen Zins zu verlangen, das heisst auch die Finanzierungskosten der Zentralbank sind null. Die Zentralbank hat sich selbst langfristig finanziert, also sich selbst einen langfristigen Kredit gegeben, ohne einen Zins zu bezahlen. Oder umgekehrt, die Bargeldbenutzer haben der Zentralbank einen langfristigen Kredit gegeben, ohne hierfür einen Zins zu verlangen.

Die Erzielung von «Seiniorage-Gewinnen» ist keine Angelegenheit von «Pfenningfuchsern, sondern um riesiges Vermögen und riesige Einkommen. Deshalb gibt es seit Jahrtausenden Wettbewerb und Krieg (als Fortsetzung des Wettbewerbs mit anderen Mitteln) um «Seigniorage-Gewinne».

So hat die Bundesbank vor Einführung des Euro jährlich rund 5.3 Milliarden DM «Seigniorage-Gewinne» erzielt. Je stärker verbreitet und geeignet eine Währung für Transaktionen ist, desto höher ist das Potential «Seigniorage-Gewinne» zu erzielen. Logischerweise erzielt die FED und die Vereinigten Staaten von Amerika mit Abstand die grössten Gewinne aus ihrem «Weltwährungsgeldschöpfungsmonopol».

 

Warum wollen die meisten Staaten eigene Kryptowährungen lancieren?

  1. Viele Politiker und Zentralbanker empfinden Alternativen zum gesetzlichen Zahlungsmittel gefährlich, da ein Verlust der bereits vorangehend beschriebenen, lukrativen Geldschöpfung und damit ein weitgehender Kontroll- und Manipulationsverlust droht. Deshalb sind spontan entstandene Kryprowährungen für sie eine grosse Bedrohung.
  2. Die Schaffung eigener, staats-monopolistisch geplanter Kryprowährungen (gekoppelt mit einem zukünftigen Verbot der privaten Kryptowährungen) sollen nicht nur die Lukrativität der staatlichen Geldschöpfung verteidigen helfen, sondern könnten eine weitgehendere Kontrolle aller Zahlungsströme durch den Staat ermöglichen. Insbesondere dann, wenn das «Proof of Flow Konzept» verwendet würde, wären alle Zahlungsströme für alle Zeiten nachvollziehbar. Der Staat hätte vollständige Transparenz über alle Transaktionen aller (Ausnahme: «Bartergeschäfte», das heisst Tausch von Ware gegen Ware).

 

Österreichische Schule war schon immer gegen staatliches Geldschöpfungsmonopol

F.A. Hayek (Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 1974) und andere liberale Ökonomen, die sich grosse Sorgen um totalitäre Staaten und um den Schutz des Bürgers vor einem «orwellschem Allmachtsstaat» (egal ob links oder rechts) machten, forderten eine Abschaffung des staatlichen Geldschöpfungsmonopols, um die Zentralbank zu vernünftiger Geldpolitik zu disziplinieren und «Moral Hazard» zu verhindern. Sie sahen die Gefahr, dass «im Namen der Konjunkturpolitik» immer mehr Geldinflation stattfinden wird, um die eigenen Ziele zu erreichen (Wiederwahl, Repression usw.). Sie sahen auch die Gefahr, dass durch eine asymmetrische Zentralbankpolitik irgendwann nur noch der Aufkauf grosser Teile der Wirtschaft durch die Zentralbank (durch den Staat) als Stimulierungsmassnahme bleibt oder alternativ die Abschaffung des Bargeldes und negative Zinsen gekoppelt mit der Übernahme des privaten Bankensystems durch die Zentralbank, als Konjunkturstimulierung übrigbleibt. Schlimmer noch, sie sahen die Möglichkeit, dass die Übernahme grosser Teile der Privatwirtschaft irgendwann notwendig werden dürfte, um einen Systemkollaps und das Zusammenbrechen des Finanzsystems zu verhindern.

Letztendlich befürchteten sie, dass ohne die Disziplinierung einer allmächtigen Zentralbank (durch «private Alternativen») die Marktwirtschaft immer weiter zurückgedrängt würde und die Planwirtschaft und die damit verbundene «Knechtschaft» wieder eingeführt werden würde.

 

Ein kleines Quiz

Welche Zentralbank / welcher Staat steckt hinter welchen Aussagen? Bitte ordnen Sie die Zentralbanken PBOC, FED, SNB und EZB den folgenden Aussagen zu. Ordnen Sie danach die Aussagen nach dem Grad des «monetären Totalitarismus»:

  1. «There’s no added value for payment transactions by business and the general public from a central bank-issued digital currency…»
  2. «…says lack of official digital currency risks loss of control».
  3. «…creates its own digital currency, a first for major economy».
  4. «The … this summer will take another step in developing a digital currency».

Richtig! Die erste Aussage kommt von der SNB. Der bürgerlich-schweizerische Rechtsstaat hat kein Interesse daran, alle Schweizer und Schweizerinnen und alle sonstigen Nutzer von Schweizerfranken in einer Blockchain vollständig zu überwachen. Man empfindet im Vertrauen auf die Stärke des Schweizerfrankens auch privatwirtschaftlich generierte Kryptowährungen nicht als existenzbedrohende Konkurrenz.

Am anderen Ende befindet sich die dritte Aussage der Peoples Bank of China die hier nicht weiter kommentiert wird. Die zweite Aussage stammt von einem Eurokraten der EZB. Es verbleibt Aussage vier, die folglich von der FED stammen muss.

 


Kontakt: Thomas Härter, CIO, Investment Office
Telefon: +41 58 680 60 44


Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

Disclaimer: Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Ansichten beruhen auf Quellen, die wir als zuverlässig erachten. Dennoch können wir weder für die Zuverlässigkeit noch für die Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Quellen garantieren. Sämtliche Informationen werden ohne Mängelgewähr und ohne ausdrückliche oder stillschweigende Zusicherungen oder Gewährleistungen zur Verfügung gestellt. Diese Informationen und Ansichten dienen rein zu Informationszwecken und begründen weder eine Aufforderung noch ein Angebot oder eine Empfehlung zum Erwerb oder Verkauf von Anlageinstrumenten oder zur Tätigung sonstiger Transaktionen. Interessierten Investoren empfehlen wir dringend, ihren persönlichen Anlageberater zu konsultieren, bevor sie auf der Basis dieses Dokumentes Entscheidungen fällen, damit persönliche Anlageziele, finanzielle Situation, individuelle Bedürfnisse und Risikoprofil sowie weitere Informationen im Rahmen einer umfassenden Beratung gebührend berücksichtigt werden können. Wir übernehmen keine Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen und Ansichten. Soweit gesetzlich zulässig schliessen wir jede Haftung für direkte, indirekte oder Folgeschäden aus, einschliesslich entgangenen Gewinns, die aufgrund der publizierten Informationen entstehen.

Fachartikel

Vivien Jain: «Ein erfolgreicher Nachfolgeprozess kann 3 bis 5 Jahre in Anspruch nehmen».

fanina fachartikel neu

Unabhängigen Vermögensverwalter, die einen Nachfolger suchen, stehen heute mehrere Optionen zur Verfügung. Viele von ihnen befinden sich heute in dieser Situation. Vivien Jain untersucht hier die verschiedenen Szenarien mit ihren Vor- und Nachteilen. Unabhängig davon, für welches Schema man sich entscheidet, spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle in diesem Prozess. Lesen Sie hier das ganze […]

Publikation anzeigen
Fachartikel

«Die Kunden sind nach wie vor das wahre Kapital eines Unternehmens».

carine frick delaloye fachartikel

In dem neuen Umfeld, das durch das FINIG/FIDLEG geformt wird, ist die Frage der Nachfolge für viele unabhängige Vermögensverwalter entscheidend geworden. In diesem Interview untersucht Carine Frick Delaloye das Thema aus dem Blickwinkel der Bewertung, wobei der Schwerpunkt auf die Profitabilität der Vermögenswerte liegt. Lesen Sie hier das ganze Interview auf Deutsch.Voici l’intégralité de l’interview […]

Publikation anzeigen

Domiziladresse

Aquila AG
Bahnhofstrasse 43
CH-8001 Zürich
Telefon: +41 58 680 60 00

Postadresse

Aquila AG
Postfach
CH-8022 Zürich